Es kommt immer anders als man denkt
Der Titel für meine letzten 6 Monate? Es kommt immer anders als man denkt.
Im Fokus stand zunächst das Absolvieren meines Fachabiturs. Waren das Drama, die Disziplin, sowie der Druck vor und während den Prüfungsphasen nicht bereits genug gewesen? Allem Anschein nach nicht. Meine Gefühle fuhren hinsichtlich meiner vagen Zukunftspläne zusätzlich Achterbahn: Wie wird es weitergehen? Wie fällst du deine Wahl? Wie wirst du dich künftig, ab und an, vor Arbeiten im Haushalt drücken können, wenn „für die Schule lernen“ nicht mehr als Argument gilt?
Um einen kühlen Kopf zu bewahren, kümmerte ich mich bereits im Sommer letzten Jahres darum erste Informationen von Universitäten und Hochschulen zu sammeln. Die Gewissheit, welche es letztlich auf meine Favoritenliste schaffen würden, hatte ich aber eine ganze Zeit lang nicht. Erst im April, nach meiner unvergesslichen Karriereberatung bei Step up!, manifestierte sich ein genaueres Bild, welche Anforderungen ich an die zukünftige Bildungseinrichtung hatte. Dem Mangeln an Wissen ist es also nicht geschuldet, warum ich plötzlich ein Interesse an alternativen Wegen fern der Uni hegte. Verrückte Idee: freiwilliges soziales Jahr.
Welche Studiengänge passen zu mir? Ich kannte doch nun den Ausgang aus dem Labyrinth! Wieso musste ich sofort in das Nächste rennen? Jetzt stelle ich mir Fragen wie: Welche Möglichkeiten stehen mir noch offen, sollte meine Wahl nicht direkt auf ein Studium fallen? ADiA, EFD, weltwärts... Wie soll ich nun darüber den Überblick bewahren?
Deadlines bezüglich Entscheidungen bieten den Nährboden für Zweifel, Angst und Panik: Verpasse ich etwas, wenn ich mich gegen das Schule-Studium-Schaffen und für ein freiwilliges soziales Jahr entscheide? Noch im Rahmen meines letzten Schuljahres verschickte ich dann also, mehr oder weniger spontan, eine Bewerbung an einen Freiwilligendienst. Die Betonung liegt auf „Bewerbung“. Kleine Chancen, bedenkt man, dass tausend andere dieselben Stellen wollen. Für mich stand aber fest, dass es nicht primär um einen Zeitpuffer geht, um sich seiner Berufung bewusst zu werden - sondern um eine Gelegenheit, bei der ich mein Wissen für Kultur, meine künftige (Arbeits-)Welt, vertiefen konnte.
Übrig blieb somit nur eine Organisation: kulturweit – ein internationaler Kultur-Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission. 12 Monate vor der eigentlichen Ausreise schrieb ich also wie verrückt Motivationsberichte. Im Frühjahr 2017 war es dann soweit: Zu-oder Absage? Aus-oder Inland? Studium-oder sonstiges Engagement?
Meine Hoffnungen auf ein freiwilliges soziales Jahr erfüllten sich letztlich und ich erhielt eine positive Rückmeldung. Zunächst. Auf den zweiten Blick wurde mir bewusst, dass ich mich zwar weiterhin im Kultur/Bildungsbereich bewegen würde – nur nicht genau in dem Teilbereich, der für mich maßgeschneidert wäre. Nun sollte ich eine Assistentenrolle im Deutschunterricht übernehmen. Die Herausforderung meine Kompetenzen auch hier unter Beweis zu stellen, wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich nahm das Angebot an. Ausreise: September 2017. Aufenthaltsort: Polen. Grad der Aufregung: Sehr hoch.
Damit sich im Hinblick auf meine zukünftige Freiwilligenzeit wichtige Zusammenhänge leichter erschließen, erhielten wir – 319 weitere Teilnehmer und ich – eine Einladung zu einem 10-tägigen Vorbereitungsseminar am Werbelinsee.
In dem Wissen, dass mich nun sehr bald eine neue Zielgruppe erwarten würde, bewarb ich mich, zur Vorbereitung, an einem Theater, um dort in erster Line mit dem Kinder- bzw. Jugendklub arbeiten zu können – in zweiter Linie natürlich, um in einer Kultureinrichtung meine Kenntnisse in Dramaturgie, Technik, Management usw. zu erweitern.
Mit neu gewonnenen Denkanstößen und Verbesserungsideen im Umgang mit jungen Menschen im Gepäck, machte ich mich Anfang September auf zu den Seminaren in Berlin. Meine Unerfahrenheit mit Themen wie Rassismus, den Privilegien als weißer Mensch und kulturelle Unterschiede, wurde mir hier vor Augen geführt. Im Gedächtnis wird mir also nicht nur der Austausch mit anderen Freiwilligen bleiben, sondern auch das Wissen, wie ich damit später, in der Berufswelt, umgehen werde. So war mein damaliger Gedanke. Und nun nicht mal 2 Monate später kann ich dem nur zustimmen.
Nach der Eingewöhnungsphase in Polen fühle ich, dass meine Entscheidung richtig gewesen ist. Die Möglichkeit auf der anderen Seite des Klassenzimmers zu sitzen - bevor ich dort voraussichtlich selbst wieder sitzen werde - gewinnt jeden Tag mehr an Bedeutung. Seinen Horizont kann man überall erweitern. Sich persönlich weiterentwickeln kann man überall. Auch in Deutschland, in Hamburg, in einem Zimmer bei Step up!. Das Fundament für diese Einsicht hat ja erst die Karriereberatung gelegt. Ein großes Dankschön nochmal an das gesamte Team. Pozdrawiam gorąco w warszawa!
«Kann eine geringe Veränderung – wie sich einen Tag lang die Zeit für vergangene, gegenwärtige und zukünftige Wünsche zu nehmen – zu einer fundamentalen Verbesserung des eigenen Befindens führen? Ja das kann sie!»
Simone steht für Motivation pur. Die Ärmel immer aufgekrempelt, ist sie stets bereit, alles zu geben. Mit großem Engagement und Durchsetzungskraft geht sie Herausforderungen an. Strategische Fähigkeiten vereinen sich bei ihr mit Sprachgefühl und Ideenreichtum. In der Kombination liegt ihre große Stärke.